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Bischofswort zur Fastenzeit 2025


Liebe Schwestern und Brüder,

auch in diesem Jahr darf ich Sie herzlich grüßen und Ihnen eine gute Zeit der Vorbereitung auf das Osterfest wünschen. Die Fastenzeit schenkt uns die Möglichkeit, uns darauf zu besinnen, was uns in der Taufe geschenkt worden ist. Je mehr wir die Mächte des Todes erfahren, sei es durch eigenes persönliches Leid, sei es durch Unfälle oder überraschende Krankheiten, die wir in unserer Umgebung wahrnehmen müssen. Die grausame Macht des Krieges, das Gezanke der Politik. All dies drängt sich nicht nur in unseren Verstand, sondern schleicht – wie eine Traurigkeit – hinein in unser Herz.

Durch die Taufe, durch das Übergießen mit Wasser, durch das Eintauchen und die Verbindung zum Vater, zum Sohn und zum Heiligen Geist, werden wir in dieses Geschehen des Todes und der Auferstehung Jesu Christi hineingestellt. Dort nämlich hat Er selbst die Macht des Todes in sich aufgenommen, durchlitten und aufgebrochen, weil die Liebe, die Ihn erfüllt hat, alle Fesseln des Todes sprengen muss. Dass wir daran Anteil erhalten und damit die Kraft empfangen haben, den Mächten des Todes in unserem Leben durch Hoffnung und durch tätige Liebe entgegenzutreten, ist ein unwahrscheinlich großartiges Geschenk. Das ist das Grundlegende unseres christlichen Daseins.

In der Synode, die ich im Oktober des vergangenen Jahres miterleben durfte, wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass Kirche auf diesem Geschehen basiert und aufgebaut ist, und dass wir aufgrund der Taufe bei allen Unterschieden in den Diensten und Ämtern eins sind, mit einer gleichen Würde begabt wurden, aber auch eine gleiche Sendung erhalten haben, nämlich Zeugnis für diese Liebe Gottes zu geben gegen alle Verlogenheit, Verlorenheit, gegen alle Hoffnungslosigkeit.

Nun ist dieses Jahr 2025 von Papst Franziskus als „Heiliges Jahr“ erklärt worden. Er hat es unter den Titel „Pilger der Hoffnung“ gestellt. Damit will er zum Ausdruck bringen, dass unser Leben wie eine Pilgerschaft, wie eine Wanderung, oder nüchterner gesagt, ein Weg ist, allerdings nicht ein zielloses Herumlaufen, das wie in einem Labyrinth keinen Ausgang mehr kennt und findet, sondern zielgerichtet ist. Schon vor einigen Jahren prägte Franziskus das Bild der solidarischen Karawane. Es ist die gemeinsame Bewegung auf den hin, auf dessen Namen wir getauft sind: Auf den Vater, auf den Sohn, auf den Heiligen Geist. Wir gehen gemeinsam. Solidarisch. Wir werden von Ihm erwartet am Ende unseres Lebens und aufgenommen und in die Arme geschlossen, weil Er uns von Herzen liebt. Das macht diesen unseren Lebensweg stark, weil wir berechtigt hoffen können und dürfen.

Zum Ende des letzten Jahres hat mich etwas sehr berührt. Es war ein Gedicht, das der frühere französische ehemalige Sozialist, der sich zum Christentum bekehrt hat, Charles Peguy, 1911 verfasst hat, also noch vor dem Ersten Weltkrieg. Er beschreibt dort in langen Ausführungen das Geheimnis der Hoffnung. Dabei lässt er Gott selber sprechen und Ihn sagen: „Der Glaube wundert mich nicht. Da ist weiter nichts zum Verwundern. Ich strahle so sehr aus allen Poren der Schöpfung. Aus der Gesamtheit meiner Schöpfung. … Die Liebe, sagt Gott, das wundert mich nicht. Da ist weiter nichts zum Verwundern. So unglücklich sind diese armen Geschöpfe, dass, außer sie hätten ein steinernes Herz, sie doch nicht anders können, als einander lieben. Aber die Hoffnung, sagt Gott, das verwundert mich wirklich. Mich selber. Das ist wirklich erstaunlich. Dass diese armen Kinder sehen, wie das alles zugeht, und dass sie glauben, morgen gehe es besser. Das ist verwunderlich, und das ist entschieden das größte Wunder unserer Gnade. Glauben geht ganz von selbst. Glauben braucht nichts, um zu gehen. Um zu glauben, braucht man sich nur gehen zu lassen, nur hinzuschauen. Aber die Hoffnung geht nicht von selbst. Die Hoffnung versteht sich nicht von allein. Um zu hoffen, muss man sehr glücklich sein, muss eine große Gnade erhalten, eine große Gnade empfangen haben.“

Ich glaube, liebe Schwestern und Brüder, wir können hier noch tiefer blicken. So kann ich gut einen weiteren Gedanken anschließen, den ich Ihnen gerne auch im Blick auf meine Bitte an den Heiligen Vater um Emeritierung ans Herz legen möchte. Es sind die Ausführungen, die Papst Franziskus in seiner letzten Enzyklika „Dilexit nos“ gemacht hat. „Er hat uns geliebt.“ Er wählt ausgerechnet diesen Titel, nachdem er mit seiner Enzyklika über die Bewahrung der Schöpfung und der Enzyklika über die Geschwisterlichkeit aller Menschen ganz andere Themen angeschlagen hatte, die geradezu politisch explosiven Charakter entfaltet haben. Er spricht davon, dass Gott uns geliebt hat. Er spricht von der Wichtigkeit und Bedeutung des Herzens und betont, dass genau diese Bedeutung des Herzens in unserer Welt wiederzugewinnen ist. Das hat aber nur Sinn, weil wir uns als Geliebte Gottes verstehen dürfen.

Als ich zum Bischof bestellt wurde, habe ich als Leitwort für meinen Dienst die Sätze aus dem 1. Johannesbrief gewählt: „Wir verkünden euch das Leben“ (1 Joh 1,2). Der 1. Johannesbrief spricht von dem Leben, das Gott selbst ist. Indem Er uns an Seinem Leben teilnehmen lässt, können wir in dieses göttliche und unzerstörbare Leben einsteigen und haben darin berechtigten Grund zur Hoffnung, aber zugleich einen ganz starken Antrieb, die Liebe, mit der Er uns geliebt hat, weiterzutragen zu unseren Schwestern und Brüdern, besonders zu den armen und bedrängten Menschen. Gerade weil Gott uns so geliebt hat, gilt das entscheidende Wort aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“ In der Synode ist mir aufgefallen, wie sehr die Armen im Mittelpunkt der Überlegungen standen und auf sie immer wieder hingewiesen wurde, weil genau im Dienst und im Leben mit den Armen die Kirche am meisten das ist, was sie sein soll: „das Sakrament, d. h. Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.“ Für mich bleibt das eine große Herausforderung, wie wir die Armen in unseren Gemeinden im Mittelpunkt sehen und mit ihnen leben können. Genau im Umgang mit ihnen zeigt sich am meisten, ob wir Jüngerinnen und Jünger Christi sind, die mit derselben Liebe, mit der Er uns geliebt und zu Seinen Freunden erwählt hat (vgl. 15, 9.15), weiter lieben. Im Mittelpunkt unseres Denkens und Strebens, in unseren vielen pastoralen Planungen angesichts des großen Umbruchs in Kirche und Welt, im Bemühen um eine vernünftige tragfähige Struktur in unserem Bistum, braucht es nach allen Entscheidungsprozessen der letzten Jahre jetzt die innere Füllung dieser Struktur, und sie kann nur davon ausgehen, indem wir die Bedeutung des Herzens wiedergewinnen. Planungen und Konstruktionen sind zunächst einmal kalt, wenn auch notwendig. Aber der Inhalt bestimmt sich von der Botschaft, und die Botschaft, für die wir da sind, ist die Botschaft: „Er hat uns geliebt, oder besser gesagt: Er hat uns zuerst geliebt, und nichts kann uns von dieser Liebe scheiden.“ Es braucht Verwaltung. Aber es braucht sie, um Arme zu empfangen, um nicht im Luxusabteil zu fahren, sondern in der solidarischen Karawane Ihm entgegenzugehen. Es braucht den liebevollen Umgang miteinander und mit dem Fremden, bei allen notwendigen Grenzen.

Liebe Schwestern und Brüder, wir fangen in unserem Bistum nicht am Null-Punkt damit an. Wenn ich die letzten Jahre überschaue, in denen ich als Bischof mit Ihnen diese Botschaft zu den Menschen bringen durfte, kann ich auf viele lebhafte Zeugnisse dieser Liebe zurückblicken, sei es im organisatorischen Programm der einzelnen Pastoralpläne oder der Caritas und der Sozialverbände, sei es in den schlichten und einfachen Gesten, die oft unscheinbar sind und bleiben. Auch das gibt mir Hoffnung und Zuversicht, als Pilger der Hoffnung die nächsten Jahre mit Ihnen zu gehen. Auch das stärkt mich, Sie darin zu bestärken, die Wirklichkeit der Taufe als den Sieg über
den Tod zu bedenken und sich nicht entmutigen zu lassen von der Angst, durch die Liebe verbraucht zu werden. Wie der Apostel Paulus gesagt hat, so möchte ich es auch Ihnen sagen, und darin verkünde ich in aller Deutlichkeit und Prägnanz das Leben, das von Gott ausgeht und uns je neu der Macht des Todes entreißt: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“6 Wir können es, indem wir die Freundschaft des Herrn annehmen, die, wie Papst Franziskus sagt, eine Herzensangelegenheit ist und uns zu Personen im vollen Sinn des Wortes macht. „Christus ist das Herz der Welt … möge
er die Schätze seines Lichtes und seiner Liebe ausschütten, damit unsere Welt, die inmitten von Kriegen, sozioökonomischen Ungleichgewichten, Konsumismus und dem menschenfeindlichen Einsatz von Technologie überlebt, das Wichtigste und Nötigste wiederfindet: Das Herz.“

Ich gehe davon aus, dass Papst Franziskus meiner Ruhestandsbitte entsprechen wird. So möchte ich Sie an dieser Stelle wohl ein letztes Mal in dieser Form herzlich grüßen und Ihnen den Segen des allmächtigen und liebenden Gottes schenken. Zugleich verbunden mit einem tiefen Dank für das Glaubenszeugnis, das Sie mir geschenkt haben: So segne Euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

Und schließlich: Ich verlasse die Karawane nicht. Ich gehe weiter mit Ihnen, betend, singend, mit Freude und Trauer. Ich werde vermutlich nicht mehr vorangehen, das wird ein anderer tun – genau wie ich – nur stellvertretend für Ihn, unseren Herrn, mit Stärken und Schwächen. Wir gehen weiter, gemeinsam, zu Gott. À Dieu. Amen.

Münster, am Fest der Darstellung des Herrn, 2. Februar 2025
Ihr Bischof
Felix Genn

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